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Episode 55

Geschichte aus meinem Leben - Der Tag im Park

📅 2025-08-01 🎧 09:58 📁 4.2 MB

Rollo teilt seine persönliche Erfahrung über den Tag, an dem er Führung übernahm.

📝 Transkript

Heute werde ich eine persönliche Geschichte aus meinem Leben vorlesen. Der Tag, an dem ich nicht mehr gezögert habe – als ich im Park endlich geführt habe. Der Park war voll, die Luft schwer von den Geräuschen der Stadt. Kinderlachen mischte sich mit den ausladenden Stimmen derer, die dachten, Reden sei der einzige Weg, gehört zu werden. Für mich war dieser Ort Jahre lang nur Kulisse gewesen – ein Raum, der gefüllt war, doch mich nicht füllte. Ich war Beobachter. Beobachter meines eigenen bedrückenden Spektakels. All die Zeit hatte ich damit verbracht, anderen zuzusehen, wie sie ihre Leben lebten, während ich selbst nicht das Herz hatte, hineinzugreifen und meine eigene Präsenz zu zeigen. Manchmal fühlte es sich an, als hätte ich auf jede Entscheidung verzichtet, um nur ja niemanden zu überfordern. Gleichzeitig fühlte ich mich wie erstickt, in einem Käfig aus Erwartungen, die nie meine eigenen waren. An diesem besonderen Tag wurde mir jedoch klar: diese Stille musste enden. Ich beobachtete eine Gruppe, sie waren nicht anders als jene, die an diesem Ort täglich kamen. Sie saßen verstummt unter einem Baum, das typisch geduldige Warten auf das, was nie kommen würde. Ich hatte wieder diesen inneren Dialog, hart, unnachgiebig, zwang mich zu entscheiden. Es war nicht die Frage, ob ich es kann. Es war die Frage, ob ich es endlich tun würde. Ich spürte dieses bekannte Kitzeln im Bauch, ein Gefühl, das jedes Mal auftauchte, wenn es Zeit wurde, zu handeln. Ich wusste, ich musste der Mann werden, der ich schon so lange zu sein behauptete. Alles begann in diesem Moment, als die Sonne ihren letzten Schein in einem Fraktal von Orange und Rot auf den Asphalt legte. Ich atmete tief. Der Park, der mir immer wie ein Ozean von Möglichkeiten erschienen war, in dem ich nicht schwimmen durfte, musste jetzt zu meiner Bühne werden. Ein leichter Wind kommt auf. Er war kühl genug, um den Körper vergessen zu lassen, dass er sich in einem endlosen Sommer befand. Doch der Wind war wie der Standortwechsel eines Darstellers im Theater, der seine Rolle wechseln würde. Von einem passiven Zuschauer zum aktiven Teil des Spiels. Und so ging ich, entschlossen, jeden Schritt schwer genug, um klare Spuren zu hinterlassen. Ich wusste, ich würde diesmal nicht einfach weiterlaufen, bis ich wieder nur am Rand stünde. Eine Frau stand auf. Sie war die Katalysatorin für das Drama, das sich entfalten würde. Ihre Bewegungen, klar, wehement, sie befahl ihren Begleitern mit klarer Stimme. Die anderen wanderten umher, als wären sie blind für ihren Rhythmus. Da war dieses Ziehen zwischen uns. Eine unsichtbare Schnur, die mich zwang, Teil davon zu werden. Sie war auf ihre Art, eine Kommandantin und der Park ihr Königreich. Doch ich beschloss, dass der Königshof nun geteilt wurde. Jeder Schritt war ein Beweis dafür, dass ich nicht nur ein Teilnehmer war, sondern Führer sein konnte, ohne Offizielles. Die Spannung zwischen uns beiden ausgedehnt wie ein verborgenes Gummiband, das riss, sobald unsere Augen sich trafen. Ich habe nicht einmal gesprochen, doch das war genug. Ein großer Unterschied zu der Zeit der Unsicherheiten, in der ich noch versuchte, über Worte zu erklären, wer ich war. Ich übernehme die Szene, nicht durch Machtdemonstration, nicht durch Lautstärke. Sondern durch Stille, durch die Präsenz, die ich nie in Worte fassen konnte. Es war da. Dieser Moment, an dem ich nicht erlaubte, dass Wenns und Aber das Geschehen beherrschen. Ich war hier, schloss den Raum um mich und die anderen. Eine Szene, ein Test, und wie jede neue Szene voller unsäglicher Möglichkeiten. Trotz der Menschen um mich herum, schien die Welt in diesem Moment auf ein Flüstern reduziert. Der Dialog war nonverbal, die Energie zwischen uns sagte alles. In Sekunden durchlebten wir gemeinsam Aufstieg und Fall eines möglichen Imperiums. In nur einem Auftakt erlebte ich Führung in ihrer reinsten Form. Es war keine Kraft, die ich suchte, kein Machtspiel. Es war auch keine Demonstration für sie. Es war ein Tanz, ein Kaleidoskop aus Schritten, Wendungen, Blicke. Ich spürte, wie die Grenzen, die mich immer zurückgehalten hatten, sich begannten aufzulösen. Etwas größeres als Hass, aber kleiner als Liebe überkam mich in Wellen. Ich hatte die Kontrolle, ein Ideal, eine unerschütterliche Präsenz. Es war nicht mehr genug, nur im inneren zugeschaut zu haben, ohne je dabei zu sein. Plötzlich löste sich ihre Energie auf, wich einer neuen Erkenntnis, einer Akzeptanz, die ebenso befriedigend wie befreiend war. Sie wandte sich ab, nicht aus Unlust, sondern aus Pflicht, aus Verpflichtung, die ihr nachging, die ihr Dasein als Wegweiser bestimmten. Dieser Moment, als ledig ich stand dort zwischen gerade entstandenen Erinnerungen, wusste ich, dass ich ihn nicht verlieren würde. Ich hatte nicht an Etwas verloren, sondern für mich selbst gewonnen. Erfolg kam nie von allein, er war immer nur eine Entscheidung davon entfernt, Realität zu werden. Wir sind niemals nur unsere Entscheidungen, aber wir entscheiden, ob wir führen oder folgen. Und so stand ich, der Park drehte sich weiter, als wäre nichts geschehen. Doch die Wahrheit war, dass etwas Entscheidendes passiert war – die Führerstellung war nicht eine Frage der Befugnis, sondern der Präsenz. Kein Jahrhundertealtes Vorwissen hatte mich auf etwas vorbereitet, das nur in der Stille sichtbar wird. In der Erkenntnis zwischen all den Banalen Alltäglichkeiten, dass es nicht um das zu erlangen geht, was man zu erreichen erträumt, sondern umwissen, wozu man fähig ist, wenn man endlich aufhört zu träumen und anfängt zu leben. Manchmal denke ich daran, wie ich mit dieser Episode im Park den roten Faden meines Lebens wieder aufgenommen habe. Eine Wahrnehmung von willentlicher Führung, die zuvor nur vage in einer tiefen Kammer meiner Gedanken existierte. Dies war nicht das erste Mal, dass ich versuchte zu führen. Es war jedoch das erste Mal, dass ich es erfolgreich tat. Die Vergangenheit stellte keine Hoffnung dar, sondern eine Möglichkeit, eine Kraft der Transformation. Und je mehr die Zeit verstrich, desto mehr ließen sich all diese Gedanken genau zu einer Lehre verschmelzen – eine Führung ist kein natürlicher Zustand. Es ist eine Entscheidung. Ein permanent wirksamer Ausdruck der Verantwortung für sich selbst und jede Handlung, die daraus erwächst. An diesem Abend ging die Sonne unter, während ich feststellte, dass Führung nicht erzwungen, sondern gewählt wurde. Der Park war stets da gewesen. Seine Wege hatten nie aufgehört, sich zu winden. Doch ich war kein Wanderer mehr auf ihnen. Ich war ein richtungsloser Krieger geworden, der seinen Thron zurückerobert hatte, indem er sich selbst kehrte. Also machte ich mich vom Park auf den Rückweg und fühlte einen Frieden, der keineswegs mit dem Lichteinfall der Nacht enden würde. Ich beschloss hartnäckig, immer dorthin zu führen, wo andere warteten, während Stille entstand. Eine Eroberung, die uns nicht in Situationen stürzt, sondern die aus der Klarheit eines unbändigen Geistes geboren wird, der zum Leben erwacht ist. Ein Krieger sucht nicht, er erwartet nicht, er wählt: Verantwortung oder Nichts. Doch auch in den härtesten Gefechten, bleibt ihre Essenz unangetastet, bekannt und herausfordernd geblieben. An jenem Abend verstand ich auf eine Weise, die ich nie jenen Jahren zuvor ergriffen konnte – dass das Nichts eine beängstigende Klarheit innehat. Diese vertraute Stille besieht immer einem unumstößlichen Vorhaben - geformt von der unerbittlichen Kriegsführung der Präsenz. Und obwohl die Nacht unserer Kämpfe zumeist friedlich, fast vernichtend ruhig ist, bleibt jene Lektion schärfer denn je – sieh hin, sei der Kampf, der nicht ausgetragen wird, sondern geführt: Der Tag, an dem ich in diesem Park geführt habe, statt zu reagieren, war ein neues Kapitel. Und dieser einprägsame Moment sollte nie mehr aufhören.
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