Rollo teilt eine persönliche Geschichte über die dunkelsten Momente seiner Transformation
📝 Transkript
Ich erinnere mich noch genau an den Moment... Die Luft in meinem kleinen Krankenhauszimmer war schwer und still. Der zittrige Atem meiner Mutter im Hintergrund, die sich bemühte, Ruhe zu bewahren, während sie darauf wartete, dass der Arzt seine Augen von den Papieren hob und seine Diagnose aussprach. Eine Bedrohung, die wie ein drohendes Unheil über meiner Existenz hing... Ich war sieben Jahre alt und doch schon vertraut mit dem Unbehagen von Kliniken. Der Arzt sprach langsam, jedes Wort ein Meißel in das Fundament meiner Kindheit. Knochenkrankheit. Ich verstand nicht alles, aber die Panik, die wie ein elektrischer Sturm zwischen meinen Eltern aufloderte, war mehr als deutlich. Für sie war es ein Todesurteil für all die normalen Zukunftsträume, für mich ein Nebel, der jede einfache Kindheitserwartung zerstreute. Wie oft hatte ich gebetet, ja wirklich gebetet, dass dies alles nur ein schlechter Traum war, aus dem ich irgendwann erwachen würde. Doch ich wachte nicht auf. Stattdessen verlief mein Leben auf einer neuen, düsteren Linie, die ich nicht gewählt hatte. Mein Körper, der mir fremd geworden war, schien mit jedem Knacken der Knochen weiter zu schrumpfen. Die Schwäche, die mein Gefährte war und doch nie mein Freund würde. Das war der Beginn einer Transformation, die kein Heldentum, keine glorreiche Erhebung war, sondern ein zähes, unermüdliches Durchkämpfen von Tag zu Tag. Die ersten Jahre kämpfe ich mehr mit meiner Identität als mit den körperlichen Schmerzen. Ich war der Junge im Rollstuhl, ja, aber das hinderte mich nicht, zu träumen, zu hoffen. Nur, dass die Hoffnung sich schweigend versteckte, wenn das Wort „Mitleid“ wieder an meinen Ohren kratzte. Mitleid... ich hätte niemals darum bitten sollen, empfand es eher als eine Bedrohung, die jede Möglichkeit, unabhängig eines Tages zu stehen, zunichtemachte. Mein erster Unterricht in unverständlicher Ignoranz kam aus den Worten der Schulkameraden. Doch weit bedrohlicher war die tückische Selbstignoranz. Ich dachte, vielleicht bin ich wirklich nicht mehr wert. Vielleicht sind sie alle richtig, und ich bin nicht der, der zählt. Dieses Zersägen meines Selbst war ein schleichender, aber entschlossener Prozess. Es war in der ständigen Ignoranz ertrunken, die Vergessenheit eine ständige Umarmung für denjenigen, der offenbar übersehen werden sollte. Doch mit der Isolation kam auch Klarheit. Eine Klarheit, die mich bis zum Rand der Selbstzerstörung trug – aber auch darüber hinaus. Ich hielt daran fest, nicht für den Abstieg, sondern weil ich ein Herz hatte, das pochte und schrie, dass es noch nicht gelebt hatte. Ja, es war schmerzhaft, öfter als nicht wollte ich das Ende, einfach um den unerbittlichen Schmerz aus Gedanken zu tilgen, doch dann kam die Wendung. Eine Entscheidung, kein erleuchteter Moment, sondern derlei Entschlusskraft, wie sie nur in der tiefsten Verzweiflung geboren werden kann. Ich begann, meine Realität zu umarmen. Nicht das Mitleid. Ich begann, die Kontrolle über meine Narration zu übernehmen, als ob es ein Drehbuch wäre. Nein, ich war nicht das unerwünschte Kind des Schicksals, sondern der Regisseur meines Lebens, der sich in jeder Szene wiedererfand, um sich neu in Besitz zu nehmen. Als ich älter wurde, verstand ich, dass meine Behinderung keine Waffe gegen mich war, sondern eine unglaubliche Offenbarung über die Fähigkeit, meinen Körper anders zu definieren. Eine Perspektive, die mir half, die Illusion der Begrenzungen zu durchbrechen. Jetzt, Jahre später, während ich diese Erinnerungen heraufbeschwöre, stelle ich mit zum ersten Mal ganz bewusst den Wert meiner dunklen Tage fest. Denn sie zwangen mich, die Teile zu finden, die brachen und sie neu zusammenzufügen. In der Struktur meiner Einsamkeit baute ich eine Burg des Selbstrespekts, die niemand einnehmen konnte. Und diese Burg leitet mich noch immer. Ich lebe nicht in der Dunkelheit, weil ich ihren Schrecken verstehe. Sie atmet in mir, ein steter Schlag, der nur einem Klopfen gleicht, nicht dem Drumbeat der Bestimmtheit, sondern ein leiser, der jeden Tag bei mir ist. Ein konstantes Zeichen für meine Wachsamkeit, für die Klarheit, mit der ich jetzt mein Leben lebe. Warum teile ich das so offen? Weil es ehrlich sein muss – und zur Wahrheit gehört, dass es nicht um die Flucht geht, sondern darum, die Erfahrungen zu umarmen, die uns verändern und schließlich zu uns selbst führen. Und das ist der Trost, den du daraus ziehen kannst: Egal wie finster, wie unüberwindbar der Pfad erscheinen mag, er gehört dir allein. Du kannst und wirst ihn meistern. Du bist das Licht, das den Weg weist.